Fundgrube Familien-Archiv – von Hans-Jürgen Döhner
Von meinem Vater OTTO DÖHNER (A 14b, 1895-1982), dem Ahnenforscher und Herausgeber unseres Familienbuches „Die Geschlechter DÖHNER UND GRAF“, habe ich das zwei Aktenschränke füllende Archiv seiner Ahnenforschungen vor ca. 30 Jahren übernommen. Vetter Jürgen Kramß (A 8da/a), der die Betreuung unserer Homepage übernommen hat, wollte gerne Wissenswertes über das Wappen und die Entstehung des Familienverbandes DÖHNER-GRAF, das die Startseite der Homepage schmückt, veröffentlichen. So fing ich an, systematisch im Archiv nach Informationen zu suchen. Ich stieß auf einige sehr interessante Fundstellen und Informationen, die teilweise bereits in früheren Ausgaben der DÖHNER-GRAF-NACHRICHTEN oder in den FAMILIENBRIEFEN veröffentlich worden waren. Ich möchte von Fall zu Fall Interessantes aus dem Archiv hier zitieren oder vortragen.
Wie es zum 1. Familientag der Sippe DÖHNER-GRAF kam. (Quelle: Otto Döhner, Auszüge aus der Beilage zu Familienbrief Nr. 1, Mai 1965)
1. Die Anfänge
„Schon mein Vater erzählte von einem ihm nicht persönlich bekannten entfernten Verwandten, dem „Sternengucker“ Ernst ZINNER in München, der sich mit der Erforschung der Vorfahren DÖHNER befasse. Während meiner Studienjahre 1919 – W.S. 1920/21 in München wollte ich ihn besuchen, traf aber niemanden im Hause ZINNER an. Dabei blieb’s. Arbeit und entfernte Wohnlage ließen es zu keinem weiteren Besuch kommen. Während meines anschließenden Studiums in Braunschweig benutzte ich einen Aufenthalt in der Nähe von Coburg Ende März 1922 zu einem Abstecher nach Hildburghausen. Vom dortigen Pfarramt erhielt ich einen Auszug aus „GENßLERS genealogischen Tabellen“ über den Hofprediger DÖHNER, seine Voreltern und Geschwister. Die ersten 10 Jahre nach meinem Studium reichte es nur zu internen familiären Ermittlungen durch Ausfragen meiner Eltern und nächsten Verwandten.
2. Systematische Erforschungen und Familienblatt
Meine systematische genealogische Arbeit begann 1933, und zwar handelte es sich wie meistens bei Anfängern um die Ermittlung der Vorfahren, also um die sog. „Ahnenforschung“. Um diese finanziell tragbar zu gestalten und einen größeren Kreis zu interessieren, versandte ich im Dez. 1934 an die mir bis dahin bekannt gewordenen etwa 30 Adressen aus der Sippe DÖHNER einen Aufruf zur Gründung eines Familienverbandes zwecks Erforschung der Familiengeschichte. Die erste Ausgabe des „Mitteilungsblattes DÖHNER“ erschien im Juli 1935. (Anmerk. von H-J. Döhner: In der Zeit von 1935-1965 sind 40 Ausgaben erschienen. Im Archiv fehlt die 4. Ausgabe).
Ende 1934 trat ich mit Prof. Ernst ZINNER, nun in Bamberg, in Verbindung. Er überließ mir entgegenkommenderweise im Januar 1935 seine durch umfassende eigene Forschungen bereits weit vorangetriebene Ahnentafel des Hofpredigers DÖHNER als Grundlage für meine weiteren Forschungen.
Das Familienblatt erweiterte mehr und mehr den Kreis der mit mir in persönlichem und brieflichem Verkehr stehenden Verwandten aus der Sippe DÖHNER. Dadurch hat sich die anfängliche „Ahnenforschung“ in die „Nachkommenforschung“ ausgeweitet, was zwangläufig zur Erfassung und systematischen Ordnung aller Nachkommen des Hofpredigers DÖHNER führte. Nun wurde in der Verwandtschaft verschiedentlich der Wunsch nach einem Familientreffen laut, um sich persönlich kennen zu lernen. Das Zustandekommen eines Familientags DÖHNER scheiterte zunächst an einer zu geringe Anzahl der Sippenangehörigen und später wegen der Kriegszeiten und der ungünstigen Nachkriegsverhältnisse.
3. Erste Verbindung mit der Sippe GRAF
Der Name GRAF begegnete mir zum ersten Mal in der Aufstellung von 1922 durch das Pfarramt Hildburghausen. Der Name SOLGER war im Verwandtenkreise DÖHNER mehrfach erwähnt worden. Im März 1936 fuhr Dr. Robert GERNERT in Heldburg mit mir in seinem Auto nach Untermerzbach, um Einblick in die dortigen Kirchenbücher wegen der Familie SOLGER zu nehmen und Abschriften zu machen und im April desselben Jahres begann ich meinen Briefwechsel mit Dr. Alfred SOLGER in Neustadt/Schlesien. Ende 1936 wandte ich mich an Landgerichtsdirektor Gustav GRAF in München, der mir im Januar 1937 sein „Grafsches Stammtafelheft“ überließ, von dem ich mir eine Abschrift fertigte. In diesem Jahr stand ich auch in kurzem Briefwechsel mit Prof. Ferdinand HEUCKENKAMP in Greifswald bzw. seine Frau. Seitdem ruhte infolge anderer genealogischen Aufgaben die Beschäftigung mit dem Ast GRAF, bis im April 1953 Friedrich ROBOWSKY, Dresden, sich wegen Erforschung der Vorfahren DÖHNER an mich wendete. Über ihn bekam ich anschließend Verbindung mit Heinrich GROBE bei Köln und Frau ROTTENBERGER, Würzburg, die sämtliche Nachträge zu den Stammtafeln GRAF lieferten
4. Zusammenarbeit DÖHNER – GRAF
Schließlich schien die Zeit gekommen, das zu meinen verschiedenen Sippenkreisen erarbeitete Forschungsmaterial in „familien-geschichtlicher Form“ zusammenzufassen. Nach der 1961 erfolgten Drucklegung meines Buches über das Hugenottengeschlecht SOUCHAY, alle Nachkommen eines 1714 eingewanderten mütterlichen Vorfahren enthaltend, wurde in mir der Wunsch lebendig, etwas Ähnliches auch über die Nachkommen DÖHNER zusammenzustellen und als Familienbuch zu veröffentlichen. Das erforderte aber auch eine Überarbeitung und Vervollständigung der GRAFschen Stammtafeln und damit einen engeren Kontakt mit der Sippe GRAF. So trat ich denn Ende 1961 mit Frl. Johanna WAGNER in Schweinfurt in Verbindung, die mir erfreulicherweise über den Verbleib des genealogischen Nachlasses von Gustav GRAF Auskunft geben konnte und veranlasste, dass mir dieser von der Familie Walter GERST, Bamberg, im Januar 1962 zur Auswertung überlassen wurde. Bis Mitte 1963 war es mir gelungen, mit fast allen Familien des Astes GRAF in Briefwechsel zu stehen. Die lebendige Verbindung mit fast allen erreichbaren Nachkommen der Geschlechter DÖHNER und GRAF war damit erreicht.
5. Der Familientag
So schien mir der geeignete Augenblick gekommen, wo der Versuch, einen Familientag zu veranstalten, gewagt werden konnte, denn der Kreis der lebenden Nachkommen des gemeinsamen Ahnen war groß genug. Die Jahreshauptversammlung des „Bundes der Familienverbände“ (BdF) am 8./9. Juni 1963 in Bad Homburg, die ich mit meiner Familie besuchte, gab den letzten Anstoß. Ein Rundschreiben im Juli 1963 an alle Adressen der Äste DÖHNER und GRAF machte mit diesem Plan bekannt, der vielseitige Zustimmung fand. Am 12. Mai 1964 trafen sich 10 Angehörige beider Sippen in Schweinfurt zu einer Vorbesprechung und zur Festlegung des Termins.
Der Familienverband DÖHNER-GRAF ist auf dem 1. Familientag in Schweinfurt (10./.11. Oktober 1964) auf Vorschlag von Vetter Max Erckert (B 11a/b), Ansbach, unter Zustimmung aller 82 Anwesenden gegründet worden. Man beschloss damals, dass alle 3 Jahre ein Familientag stattfinden solle. Mittels eines Familienblatts soll zwischenzeitlich die Verbindung zu allen Verwandten aufrechterhalten werden. Der als Versuch einberufene 1. Familientag war über alle Erwartungen gut besucht worden. Der Ast Döhner war mit 42, der Ast Graf mit 40 Verwandten vertreten.“
In den Vorstand des Familienverbandes wurden damals gewählt: Mein Vater Otto Döhner und Rolf Kuffer.
Es soll an dieser Stelle mit Dankbarkeit und Hochachtung erwähnt werden, dass Rolf Kuffer seit dieser Zeit – also über 50 Jahre (!) – im Vorstand (nach dem Tode von Otto Döhner als 1. Vorsitzender) des Familienverbandes tätig ist.
Der Familienverband gab folgende Druckerzeugnisse heraus:
1) Das Familienblatt DÖHNER-GRAF-NACHRICHTEN ist als Mitteilungsblatt des Familienverbandes DÖHNER-GRAF im Okt. 1964 erstmals in einfacher Ausführung erschienen. Es sollte das wichtigste Medium sein, um die Verbindung mit allen Verwandten zwischen den Familientagen aufrechtzuerhalten. Herausgeber war Dipl.-Ing. Otto Döhner, Oberbaurat i.R., Mitarbeiter für den Ast Graf war Dipl.-Ing. Rolf Kuffer.
Ab Heft 5, Dez. 1967, bis zum letzten Heft 19, Jan. 1984, schmückt das von Vetter Ernst BÖHM (A 18cb/a X), seinerzeit Graphiker in München, entworfene Wappen des Familienverbandes DÖHNER-GRAF jeweils die Titelseite der DÖHNER-GRAF-NACHRICHTEN.
2) Die Familienbriefe des Familienverbandes DÖHNER-GRAF (Nr. 1 erschien im Mai 1965), wurden je nach Bedarf möglichst einmal im Jahr in einfacher Aufmachung verschickt. Diese „Briefe“ unterrichteten die Mitglieder des Familienverbandes über Verwaltungsangelegenheiten, geschäftliche Belange, Bekanntmachungen u.a. So wurden in ihnen z.B. auch die jährlichen Rechnungslegungen veröffentlicht.
Im Laufe der Zeit und endgültig nach Erscheinen des letzten Heftes Nr. 19 des Familienblattes DÖHNER-GRAF-NACHRICHTEN im Jan. 1984 wurden die Inhalte beider Organe in den„Familienbriefen“ gebündelt. Leider dauerte es 22 Jahre, bis dann erstmals im Brief Nr. 46 (Okt. 2006) unser Familienwappen zum festen Bestandteil der „Familienbriefe“ wurde.
Die ersten Döhner-Graf-Nachrichten und Familienbriefe des Verbandes sind im internen Bereich dieser Familienseiten als historische Dokumente abrufbar.